Stellungnahme des Marktgemeinderates Sommerhausen zur Ablehnung von Stolpersteinen und zur bewusst gewählten Form der Erinnerungskultur
Stellungnahme zum Artikel vom 10.05.2025, den zwei Leserbriefen vom 16.05.2025 und einem Leserbrief vom 23.05.2025 in der Main-Post
Stellungnahme des Marktgemeinderates Sommerhausen zur Ablehnung von Stolpersteinen und zur bewusst gewählten Form der Erinnerungskultur
Der Marktgemeinderat Sommerhausen hat sich – nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema, sorgfältiger Abwägung aller Argumente und im Bewusstsein um seine historische Verantwortung – mehrheitlich gegen die Verlegung von Stolpersteinen im öffentlichen Raum ausgesprochen. Diese Entscheidung ist nicht Ausdruck einer Ablehnung der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, sondern vielmehr das Ergebnis eines differenzierten Prozesses, der zu einer anderen Form der aktiven und würdevollen Erinnerungskultur geführt hat, die den lokalen Gegebenheiten gerecht wird.
Die Initiative der Stolpersteine ist bundesweit anerkannt und hat wichtige Impulse für die Erinnerungskultur gesetzt. Dennoch gab es innerhalb des Marktgemeinderats und auch in der lokalen Diskussion Bedenken hinsichtlich der Symbolik der Stolpersteine – insbesondere, dass die Namen der Opfer auf dem Boden angebracht sind und zwangsläufig mit Füßen getreten werden. Einige Vertreter jüdischer Gemeinden – auch Überlebende – haben diese Form des Gedenkens wiederholt kritisiert. In einer demokratischen Gesellschaft darf auch dieser Kritik Raum gegeben werden. Für Sommerhausen war diese ethische und ästhetische Diskussion mitbegründend, um alternative Formen der Erinnerung zu priorisieren.
Statt Namen auf Bodenplatten zu setzen, hat sich der Marktgemeinderat für eine sichtbare, aufrechte und dauerhaft lesbare Form des Gedenkens entschieden – in Form von Tafeln, Stelen oder Gedenkorten, an denen die Opfer gewürdigt werden, ohne dabei symbolisch „übertreten“ zu werden. In Sommerhausen gibt es bereits zwei sichtbare Mahnmale:
- Die Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge
- Der DenkOrt Rucksack an der Synagoge
Diese beiden Orte haben eine große Präsenz in der Ortsmitte und einen hohen symbolischen Wert – und sie laden zur bewussten Auseinandersetzung ein, ohne übersehen zu werden.
Der Markt Sommerhausen unterstützt seit vielen Jahren kontinuierlich das ehrenamtliche Engagement zur Aufarbeitung jüdischer Geschichte vor Ort.
Jährlich wird am Volkstrauertag im Rahmen eines Gottesdienstes mit anschließender Gedenkstunde namentlich aller jüdischen Opfer öffentlich gedacht – eine aktive Form der Erinnerung.
In der Vergangenheit fanden öffentliche Vorträge im Rathaus und in der Synagoge statt – auch mit Beteiligung von Historikern und der jüdischen Gemeinde von Würzburg.
Perspektivisch ist ein weiteres Denkmal geplant: Eine Stele oder ein Gedenkstein, auf dem alle Namen der ermordeten Sommerhäuser Juden dauerhaft eingraviert sein sollen. Diese Maßnahmen belegen, dass der Markt Sommerhausen nicht gegen Erinnerung, sondern für eine tiefgründige, aufrechte und nachhaltige Form der Gedenkkultur steht.
Die mediale Darstellung der Entscheidung – etwa durch pauschale Vorwürfe oder zugespitzte Überschriften – wird dem Ernst der Thematik nicht gerecht. Der Respekt vor der Geschichte erfordert Dialog, Differenzierung und gemeinsames Erinnern.
Die Entscheidung gegen Stolpersteine in Sommerhausen ist kein Schlussstrich unter die Geschichte, sondern Teil eines bewussten, verantwortungsvollen Erinnerungsprozesses. Der Marktgemeinderat sieht es als seine Pflicht, den Opfern des Nationalsozialismus in einer würdevollen, aufrechten und sichtbaren Weise zu gedenken – jenseits von Symbolpolitik und mit Blick auf aktive, lokale Erinnerungskultur.
Der Marktgemeinderat
von Sommerhausen mit seinen 13 Mitgliedern